Verfasst: Mi 7. Mär 2012, 20:00
Logbuch Eintrag 22: Argonische Handelsstation, Polarstern
Wie ich es erwartet hatte, gab es wieder einmal Ärger mit Tom und ein paar anderen Gästen des Etablissement, dass er sich ausgesucht hatte.
Es hieß: Zur neugierigen Boronin, doch so Harmlos der Name auch klang, so eindeutig war die Aufmachung und Atmosphäre in dem Laden.
Dunkle von Lichtern umränderte Laufstege und Pole Dancer Stangen und sehr Mager bekleideten Mädchen begrüßten uns genauso wie für mich ungewohnte Musik, der Geruch nach allerlei Räucherwerk und Alkohol und ein ziemlich bulliger und missmutig dreinblickender Paranide.
Nun, mit dem wollte ich mich bestimmt anlegen, aber Tom war mal wieder so unbekümmert wie immer. Mir schwante nichts gutes, dafür kannte ich ihn zu gut.
Genauer gesagt, hatte ich Tom genau auf so einer Sauftour kennen gelernt, einen Tag bevor wir beide in derselben Staffel gelandet waren und genau wie damals, würde dieser Abend garantiert nicht friedlich Enden.
Er trat an die Bar und bestellte sofort zwei argonische Ale und zwei Gläschen Raumsprit.
Ich lehnte dankend ab und nahm nur das Ale, das wahrscheinlich eh gepanscht war.
Bier wurde außerhalb von Argon Prime meistens verwässert oder mit anderen Stoffen angereichert damit der Absatz stieg.
Raumspritt dagegen wurde oft noch Konzentriert und meist in jenen Spelunken zu Billigpreisen angeboten, welche auch ein ungesundes Maß an Glücksspielgelegenheiten boten.
Hier hingegen konnte ich nirgends auch nur die Spur zweier Leute sehen die Karten oder irgendetwas anderes spielten.
Alle waren entweder in Gespräche vertieft, sahen den Leicht bekleideten Damen zu wie sie sich an den Stangen rekelten oder hatten bereits selbst welche bei sich stehen, sitzen, knien, liegen mit der einen oder anderen Beschäftigung.
Anscheinend konnte man hier gegen das entsprechende Kleingeld so gut wie jede Gefälligkeit von den Damen bekommen.
Ich machte mir ein wenig Sorgen wegen Geschlechtskrankheiten, aber nur wegen Tom der auf so was stand. Mein Geschmack dagegen ging ehr in eine andere Richtung und davon erwartete ich hier niemanden zu finden.
Tom ging schnell rüber zur Bühne und suchte sich einen Platz ganz in der nähe zu einer der hübscheren Damen, während ich an der Bar blieb und mein kaltes Ale genoss.
Es schien nicht so verwässert zu sein wie es sonst der Fall war und außerdem war es eisgekühlt, ein echter Bonus. Wir hatten schon in wesentlich schlechteren Bars wärmeres Bier getrunken das mehr nach Spühlwasser schmeckte als nach irgendetwas anderem.
Es dauerte nicht lange und eine der netten Barmädchen gesellte sich zu mir.
Es war eine menschliche Frau und sie war wirklich sehr hübsch, auch wenn ich mich fragte ob sie unter dem ganzen Make Up immer noch so gut aussah.
„Na kleiner, so allein?“ sprach sie mich mit einer sinnlichen tiefen Stimme an.
„Jap. Aber ich bin auch nicht hier um mich zu amüsieren.“
„So?“ schnurrte sie mich an.
„Und wozu dann wenn ich fragen darf? Schließlich kommen die meisten nur hier her um sich zu amüsieren.“
„Kann ich mir denken.“ Gab ich zurück und merkte wie mit langsam die röte ins Gesicht schoss als mein Blick auf ihr recht freizügiges Dekoltee fiel.
Ich deutete auf Tom.
„Sehen sie diesen Mann da drüben? Der welcher ihrer Kollegin gerade den Creditschein zugesteckt hat?“
Sie sah zu ihm hinüber und schien ihn abzuschätzen.
„Wegen im bin ich hier, damit er keinen Unsinn anstellt.“
„Wie meinen sie das?“ fragte sie etwas vorsichtig.
„Na ja, wenn er getrunken hat, schlägt er gerne etwas über die Runden und manchmal geht das nicht gerade gut aus. Dann braucht er jemanden der ihn aus dem Schlamassel wieder raus holt, bevor ihn die Rausschmeißer einen Kopf kürzer machen.“
„Oh, das ist nicht gut.“ Sagte sie.
„Bruno unser Rausschmeißer, wir nennen ihn Bruno weil wir seinen richtigen Namen nicht aussprechen können, ist ein ziemlich starker und Brutaler Kerl.“
Sie sah mich wieder an und streichelte mir verführerisch die linke Wange.
„Und es wäre doch schade wenn er dieses hübsche Gesicht demolieren würde, ganz zu schweigen von dem ihres Freundes.“
Das letzte flüsterte sie mir ins rechte Ohr.
Ehrlich, ich wusste nicht wie ich darauf reagieren sollte und ließ es einfach geschehen.
Wenig später war mir alles ziemlich egal, denn nach dem wir uns ein stilles verborgenes Eckchen gesucht hatten, ging es richtig zur Sache.
So etwas hatte ich noch nie gefühlt, es war einfach unbeschreiblich.
(Ich muss zu meinem Leidwesen sagen das ich bis dahin Jungfrau gewesen war)
Für einige Zeit meinte ich sogar dieses rothaarige Biest, welches sich mir als Tanya vorstellte und mich soeben verführt und geritten hatte, zu lieben.
Dies verflog allerdings so schnell wie es gekommen war, als ich weiter vorne laute Flüche und das Klirren von Glas hörte, dazu das Gekreische von Frauen und das Brüllen des Barkeepers nach dem Rausschmeißer.
Ich verdrehte die Augen und konnte nur hoffen, dass es nicht wieder Tom war.
Sie las mir meine Befürchtungen im Gesicht ab.
„Du solltest besser hin gehen und ihn nach draußen bringen bevor Bruno es tut.“
„Da hast du Recht. Das mag vielleicht etwas direkt klingen, aber was bekommst du?“
Sie lächelte mich zuckersüß an und meinte:
„Lass es für dieses Mal stecken, aber du bist mir etwas schuldig.“
„Ich bin zwar nicht gerne Leuten etwas schuldig, aber in Ordnung.“
Schnell zog ich mich wieder an bevor ich nach vorne Eilte um das schlimmste zu vermeiden.
Doch das schlimmste war bereits eingetreten.
Bruno war vorgetreten und hatte zwei Personen im Nacken gepackt, nun baumelten sie einige Zentimeter über dem Boden und versuchten sich zu befreien.
Das war wirklich eine gefährliche Situation denn eine Bewegung und es würde zwei Leichen mit gebrochenen Genicken geben.
Gerade wollte ich einschreiten, da ertönte hinter mir Tanyas Stimme.
„Bruno, lass den Menschen runter und bring den Splitt nach draußen vor die Tür. Ich denke er hat hier genug Zeit verbracht.“
Überrascht sah ich zu ihr hin und sie zwinkerte mir zu, dann sah ich zurück und eilte zu Tom, der keuchend und sich Hals und Nacken reibend auf dem Boden zusammen gesackt war.
Tanya trat zu uns.
„Ich denke ich muss dir Danken, denn du hast eines meiner Mädchen vor diesem Kerl beschützt.“
„Nicht der rede Wert.“ Keuchte er und ich half ihm beim Aufstehen.
„So, Heute mal die Kavaliersschiene eingeschlagen was?“
„Na ja.“ Gab er verlegen zu.
„Er wollte sie und sie wollte ihn nicht und als er sie in eine der kleinen Nebenzimmer zerren wollte und sie sich wehrte, bin ich dazwischen gegangen. Aber Mann, dieser Paranid ist echt mächtig Stark. Der hat uns auseinander gepflückt und Hoch gehoben als wären wir kleine Kinder und würden nichts wiegen. Übrigens, wie war denn dein kleines Abenteuer da hinten?“ grinste er mich an und ich errötete schon wieder.
„Ich denke er kann sich nicht beklagen für sein erstes Mal oder?“
Sofort flog mein Kopf herum und sah sie mit geschockter Miene an.
„Woher?“
„Ach kommen sie, das war doch offensichtlich. Ich habe schon viele wie sie gesehen und ich weis sogar wer sie sind. Aber das sollten wir in meinem Büro klären und sie kommen besser auch mit.“ Meinte sie zu Tom.
Als wir ihr folgten, stieß er mir grinsend in die Seite.
„Was du warst noch Jungfrau?“
„Ach halt die Klappe!“ gab ich zurück, etwas sauer weil er diesen schönen Moment mit seiner so rüde unterbrochen hatte, auch wenn ihn keine wirkliche Schuld traf.
In ihrem Büro sah es ein wenig geschäftlicher aus als im Barraum. Sie bedeutete uns Platz zu nehmen und setzte sich dann in einen großen Sessel auf der anderen Seite des Schreibpults.
„Nun meine Herren, ich muss sagen sie hatten Glück. Wenn sie mir nicht so gut gefallen und mich netterweise vorgewarnt hätten, hätte ich Bruno den anderen Gast und ihren Freund vor die Tür setzen lassen und das nicht gerade freundlich, auch wenn er eines meiner Mädchen beschützt hat wofür ich mich noch einmal bedanken will.“ Sie lächelte ihn freundlich an und er winkte ab.
„Ach, das hätte doch jeder Mann getan der von sich sagt dass er ein anständiger Mensch ist.“
„So so.“ meinte sie verschmitzt lächelnd und wandte sich dann wieder an mich.
Was sie angeht Mr. Katerwell…“
„Woher kennen sie meinen Namen?“
„Nun, sagen wir es einmal so, ich habe Freunde die Freunde haben die Freunde haben die sie kennen. Außerdem bin ich immer gut informiert was um mich herum vorgeht.
Diese Station, auch wenn sie nicht so wirkt, gehört mir. Ich lasse sie unter einem anderen Namen laufen damit kein Verdacht auf kommt und ihr Ruf nicht geschädigt wird.“
Das machte Sinn. Hier in Polar Stern gab es eine etwas andere argonische Handelsstation.
Sie unterschied sich in dem Maße, das es hier auch einige andere Ablenkungsmöglichkeiten gab, welche es sonst nicht so oft zu sehen gab oder nur in von Piraten kontrollierten Gebieten.
Dennoch war die Station in einem guten sauberen Zustand, was viel über ihre Besitzerin sagte.
„Wissen sie, wir haben hier im Moment ein paar Lieferschwierigkeiten. Eine Piratengruppe hat letztens einen Frachter abgefangen der eine Große Ladung argonisches Ale für uns dabei hatte. Das Ale ist hin, aber es ist ein neuer Frachter auf dem Weg und es wäre äußerst unschön, wenn dieser hier nicht ankäme, von den Credits die mich die Ladung gekostet hat ganz zu schweigen.“
„Und sie wollen dass wir diesem Frachter Geleitschutz geben richtig?“
„Das wäre nett, aber nicht von Himmelsbasis Nordwest bis hier hin, Nein. Wir haben eine andere Route gewählt, aber sie ist riskanter. Sie führt direkt durch die Kriegsgebiete und da kommen sie ins Spiel.“
„Also von einer gefährlichen Route auf eine andere gewechselt.“
„Stimmt, aber mit einer höheren Erfolgsaussicht. Ich weis zum Beispiel das ihre Firma im Bergungsgeschäft ist und sie daher fast ständig in diesen Sektoren unterwegs sind.“
„Stimmt, leider. Ich würde auch lieber etwas anderes machen, aber solange es dort so viele Credits zu holen gibt, wieso sollte ich diese Gelegenheit ausschlagen?“
Sie lächelte wieder.
„Und sie…“ sie wandte sich an Tom, „sie sind im Moment Führer einer Staffel die in Schwarze Sonne stationiert ist und aufpasst, dass die Xenon keinen Ärger machen.“
„Bevor sie etwas illegales vorschlagen…“
„Ach was. Ich möchte nur dass sie aufpassen, dass nicht genau ausgerechnet in dem Moment wo Mister Katerwell hier…“
„Nennen sie mich Brian. Dieses Mister lässt mich, mich so alt fühlen.“
„In Ordnung, Brian. Also ich möchte nur dass sie dafür Sorgen, das Brian hier freie Bahn hat und ihn vom Tor Schatzkammer bis zum nächsten Tor geleiten und aufpassen dass ihn keine Xenon oder Piraten angreifen.
Ich weis nicht wo, aber ich habe den Verdacht, dass ich hier auf der Station einen Spitzel habe welcher meine Geheimnisse weitergibt. Ich habe einen Konkurrenten, einen Piratenlord der sich hier gerne breit machen würde und diese Station mit Prostitution und illegalem Glücksspiel verpesten will.“
„Einen Moment, machen sie nicht etwas Ähnliches?“
Das brachte mir einen kühlen Blick von ihr ein.
„Äh, ich wollte sie nicht beleidigen.“
„Schon gut.“ Ihr lächeln kehrte wieder zurück, auch wenn das Eis nicht ganz aus ihrem Blick verschwand.
„Es stimmt schon das ich hier den ein oder anderen Glücksspielladen und eben dieses Etablissement habe, welches etwas freizügiger ist als sonst.
Aber ich achte immer auf die Ordnung in dieser Station und lege mich grundsätzlich nie mit dem Sicherheitsdienst an, nein ich arbeite sogar mit diesem Zusammen wo es nur geht.
Ich betreibe keine Steuerhinterziehung und unterschlage auch keinen Zoll.
Sicher, es schmälert zwar meinen Gewinn, aber es erspart mir eine Menge Ärger.
Aber zurück zum Thema. Werden sie mir diesen Gefallen tun Brian? Dann wären wir quitt und ihr Freund hier darf sich gerne noch Mal blicken lassen, allerdings nur wenn er nicht beim nächsten Mal der Gast sein wird, welcher vor die Tür geschmissen wird statt in den Armen einer netten Bekanntschaft zu liegen.“
Ich dachte eine weile nach.
„Um wie viele Tonnen handelt es sich denn bei dieser Ladung?“
Sie suchte in einen Aktenordner nach einem Formular.
„Eintaused Tonnen und noch einmal fünfhundert Tonnen andere Güter.“
„Also brauche ich dafür mindestens einen XL Frachter.“
„Sieht fast so aus.“ Meinte Tom.
„Wenn ich sie mit der Mammut transportieren würde, würde es unangenehme Fragen geben und der Magnetar ist im Moment für eine andere Mission ausgerüstet, was bei einer Umrüstung ebenfalls zu unangenehmen Fragen führen würde.
Aber zum Glück hat meine Firma einen derzeit nicht genutzten Merkur Superfrachter, der gut genug ausgerüstet ist um den Trip zu schaffen.
Er hat auch einen Sprungantrieb, aber die Energiezellen werde ich nicht von zuhause abzweigen können.“
„Ich bin sicher, dass man da was machen kann.“ Meinte Tanya mit Geschäftsmäßigem Ton.
Irgendwie gefiel sie mir immer mehr, auch wenn Mutter sie wohl nie in der Familie akzeptieren würde.
„Wie siehst du dass Tom?“ fragte ich meinen Freund.
„Nun ja, das Risiko liegt natürlich bei dir. Du musst die Fracht aufnehmen und dann irgendwie hier her kommen. Entweder fliegen oder springen. Springen geht zwar schneller und ist sicherer, aber hier kann ich dir keinen Feuerschutz geben.“
„Oh da machen sie sich mal keine Sorgen. Wenn es hart auf hart kommt kann ich schon für ausreichend Deckung sorgen. Keiner der Piloten die hier her kommen mag Piraten und wenn ich ihnen für jeden Piraten ein Freibier oder etwas Aufmerksamkeit von meinen Mädels verspreche, werden sie schon auf mich hören. Außerdem könnten sie ja den Magnetar hier her schicken und umsteigen, sobald sie gelandet sind.
Ein TM ist schließlich ein guter Gegner für ein paar Piraten.“
„Es geht. Mal sehen ich werde mir da was überlegen. Es behagt mir zwar nicht, wieder in so einen lahmen Frachter zu steigen, aber im Moment sehe ich da auch keine Alternative. Abgemacht.“ Ich reichte ihr die Hand über den Schreibtisch und sie schlug freudig ein.
„Wann soll den die Lieferung eintreffen?“
„Morgen gegen Mittag. Ich habe den Frachter an einer Station zwischenlanden lassen damit er sicher ist. Sobald ich grünes Licht gebe und der Sektor sauber ist, fliegt der Pilot weiter. Er wird sie dann anfunken und ihnen die Fracht übergeben.“
„Klingt einfach. Ich denke ich habe auch schon eine Idee wie ich das ganze etwas sicherer machen kann.“
„Wir diskutierten noch eine Weile über den Plan, dann lud uns Tanya dazu ein für diese Nacht ihre VIP Gäste zu sein, wobei Tom von eben jenem Mädchen weggeführt wurde, das er so heldenhaft gerettet hatte, einer durchaus ansehnlichen Menschenfrau mit Blond gelocktem Haar, während Tanya sich wieder persönlich um mich kümmerte.
Dies war definitiv eine Nacht die ich so lange nicht vergessen würde und wer weiß, vielleicht gab es in Zukunft noch mehr Gelegenheiten, Geschäfte mit ihr zu machen.